Die Situation an den Schulen in Nordrhein-Westfalen ist katastrophal, steigender Konkurrenz- und Leistungsdruck, viel zu große Klassen und die Entdemokratisierung der Schulen machen zu einer unangenehmen Pflichtveranstaltung für Schülerinnen und Schüler.
Im Herbst 2009 gingen bundesweit über 200.000 Schülerinnen und Schüler auf die Straße, um diese Zustände in den Schulen anzuprangern. Auch in Bergisch Gladbach beteiligten sich 1.000 Schülerinnen
und Schüler an den Protesten.
In diesem Jahr wollen die Schülerinnen und Schüler weiter streiken und rufen für Donnerstag, den 22. April ab 10 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Konrad-Adenauer Platz in Bergisch Gladbach auf.
Weitere Informationen des unabhängigen Schülerbündnisses unter: http://bildungsstreikbgl.blogsport.de
Hier der regionale Aufruf zu Protesten im Frühling 2010:
Die Bildung gehört allen! Bildungsperspektiven jetzt gemeinsam erkämpfen.
Die Missstände im Bildungsbereich sind auf Entwicklungen zurückzuführen, die auch andere Lebensbereiche betreffen: Die Ausrichtung der Gesellschaft an wirtschaftlichen anstatt an gemeinwohlorientierten Interessen. Die Reformen der letzten Jahre wie Kopfnoten und Lehrzeitverkürzungen (G8), Studiengebühren und Bachelor/Master, Demokratieabbau an Hochschulen und Schulen, Privatisierungen und der Abbau der Mitbestimmungsrechte in den Betrieben entspringen diesem neoliberalen Leistungs- und Wettbewerbsgedanken. Bildung wird nicht als Teil des selbstbestimmten Lebens gesehen, sondern lediglich als eine Investition in den beruflichen Werdegang. Nicht emanzipatorische Bildung steht im Mittelpunkt des Systems, sondern die Verwertbarkeit des Menschen als Humankapital für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Trotz des vorhandenen gesellschaftlichen Reichtums wird unsere Bildung weiter konsequent unterfinanziert.
Diese Entwicklung ist nicht weiter hinnehmbar! Im Rahmen des Bildungsstreiks haben in den letzten Monaten hunderttausende Bildungsaktivistinnen und –aktivisten durch Demonstrationen, Besetzungen und Protestaktionen ein Umdenken eingefordert. Uns geht es dabei um die Umstrukturierung des gesamten Systems Bildung. Bildung ist mehr als Ausbildung, sie ist eine wesentliche Voraussetzung, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verstehen, zu kritisieren und eine menschenwürdige, friedliche und demokratische Welt zu gestalten.
Die anhaltenden Proteste haben bei den Verantwortlichen in Medien, Wirtschaft und Politik jedoch zu wenig Wirkung gezeigt. Daher wollen wir unsere Forderungen erneut auf die Agenda setzen und das Thema Bildung bewusst jetzt, in die durch den Landtagswahlkampf politisierte Öffentlichkeit tragen. Wir fordern eine öffentliche Debatte zum Thema Bildung und rufen alle Menschen auf, sich Gedanken darüber zu machen, welche Bildungspolitik und darüber hinaus welche Gesellschaft wir in Zukunft wollen. Hierbei reicht es nicht aus, sich auf Wahlversprechen zu verlassen und die Politik den Parlamenten zu überlassen. Wir müssen die notwendigen Veränderungen mit Nachdruck und auch über die Landtagswahlen hinaus auf der Straße, in den Bildungseinrichtungen und in den Betrieben einfordern.
Hierbei lassen wir uns nicht in SchülerInnen, Auszubildende und Studierende trennen. Wir sind alle von einem Bildungssystem der Verwertungslogik, der Kommerzialisierung, der Entdemokratisierung und der sozialen Auslese betroffen. Deshalb fordern wir:
Grundrecht auf Ausbildung
Jedes Jahr fehlen in Deutschland über 100.000 Ausbildungsplätze. Mittlerweile sind über 1,5 Millionen junge Menschen ohne Ausbildung und die meisten von ihnen somit ohne berufliche Perspektive. In NRW werden dieses Jahr 9 von 10 Jugendlichen keinen Ausbildungsplatz finden. Wir fordern das Recht auf einen Ausbildungsplatz, das zugleich die freie Berufswahl nicht einschränkt. Finanziert werden soll dieses über eine Ausbildungsplatzabgabe von denjenigen Unternehmen, die nicht oder im zu geringen Umfang ausbilden und sich somit bisher ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung (Duales System) entziehen.
Eine Schule für Alle!
Die Spaltung der SchülerInnenschaft in Gymnasiasten, Haupt-, Real-, und FörderschülerInnen führt zu einer sozialen Auslese und Elitenbildung. Wir wollen gemeinsam und voneinander lernen in einer Schule für alle, die die individuelle Förderung aller SchülerInnen gleichermaßen ermöglicht. Deutschland ist europaweit das einzige Land, das noch an dieser ständischen Schulgliederung festhält.
Abschaffung der Studiengebühren
Durch Studiengebühren wird Bildung zur Ware und Hochschulen werden zu Unternehmen. Bildungsgebühren halten Menschen aus einkommensschwachen Haushalten nachweislich vom Studium ab. Sie sind hochgradig unsozial und fördern die soziale Auslese. Bildung aber ist ein Menschenrecht, darf nicht gehandelt werden und muss für jeden gleichermaßen zugänglich sein.
Für ein am Menschen orientiertes und von wirtschaftlichen Zwängen freies Bildungssystem ist außerdem nötig:
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