Die Diskussion um die Fußgängerzone hat die Bürgerinnen und Bürger in Bergisch Gladbach in den letzten Wochen sehr bewegt und in Lager geteilt. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die alles
erneuern wollen und auf der anderen Seite möchten die Menschen die guten Dinge bewahren. Der Protest gegen die Zerstörung der alten und schönen Natursteinfußgängerzone wächst stetig an und immer
mehr Bürgerinnen und Bürger wehren sich gegen die Pläne aus der künstlerisch gestalteten Fußgängerzone mit schönen Naturstein eine langweilige dunkle Betonwüste zu machen, wie wir sie aus
anderen Städten kennen. Auf der anderen Seite verhärtet sich die Front der Modernisierer, die die jetzige Fußgängerzone als altbackend und nicht mehr zeitgemäß empfinden.
Tatsächlich will niemand den jetzigen Zustand so belassen. Ein Teil der Fußgängerzone wird seit Jahren vernachlässigt. Durch unsachgemäße Reinigung wurden manche Stellen beschädigt. Obwohl dieses
Problem lange bekannt ist, werden auch weiterhin zu große und starke Reinigungsmaschinen eingesetzt, die die Situation immer weiter verschlechtern. An anderen Stellen wird nur noch mit
Asphalt Flickwerk betrieben und man kann den Eindruck bekommen, dass man so versucht den Leidensdruck bei der Bevölkerung zu erhöhen, um für eine Erneuerung und Zerstörung der Fußgängerzone zu
werben.
Alle Alternativvorschläge wurden von der Verwaltung als unsinnig, sachlich falsch oder zu teuer abgetan, ohne dass diese ernsthaft geprüft wurden. Andere Varianten und Pläne wurden nichtmal
entwickelt oder deren tatsächlichen Kosten berechnet. Sachkundige Anmerkungen von Ingenieuren wurden bisher ignoriert.
Es wurde viel versprochen und dann doch wieder geändert. Die Menschen werden zu wenig an der Entscheidung beteiligt, die unser Stadtbild für die nächsten 50 Jahre maßgeblich prägen wird.
Dafür reicht eine Postkartenabstimmung nicht aus, bei der man sich nur zwischen hässlich und hässlich entscheiden konnte und die anderen Vorschläge nicht mal zur Wahl standen. So fühlen sich die
Bürgerinnen und Bürger getäuscht und hintergangen.
Alle Parteien und Akteure wollen, dass die Fußgängerzone sicher und gut begehbar ist und dass die sogenannten Stolperfallen beseitigt werden. Auch wollen alle nach Möglichkeit die Fördermittel
der Regionale 2010 verwenden. Wer etwas anderes behauptet, verunsichert die Bürgerinnen und Bürger und sagt bewusst und offensichtlich mit politischem Kalkül die Unwahrheit.
Mehrere ernsthafte Vorschläge werden diskutiert. Alle Vorschläge sehen vor, dass der Konrad-Adenauer-Platz in Naturstein bleibt wie er ist und alle wollen Fördermittel verwenden.
Die fünf Lösungsvorschläge für die Fußgängerzone Bergisch Gladbach:
1. Die Kompromisslinie:
ERHALT DES SCHÖNEN NATURSTEINS IN KOMBINATION MIT NEUEN STEINEN.
Der Kompromiss, wie ihn Heinz Lang von der überparteiliche Bürgerinitiative für den Erhalt der Fußgängerzone ins Spiel gebracht hat, sieht eine Erneuerung und eine Kombination von kleinen
und großen Steinen vor. Dieser Vorschlag wird von DIE LINKE. und der BfBB unterstützt und bei der SPD, Grünen und KID heiß diskutiert.
Das Natursteinpflaster zwischen der Poststraße bis zum Konrad-Adenauer-Platz wird durch einen neugestalteten Bereich entlang der Häuser ergänzt. Das Band der Strundenachbildung in der Mitte der
Fußgängerzone bleibt vollständig in dem vorhandenen Pflaster erhalten und wird so repariert, dass ein festes und sicheres Gehen möglich ist. An den Seiten vor den Ladenlokalen werden neue
große Steine mit sehr engen Fugen verlegt. Naturstein wird hier bevorzugt. Die kleinen Steine, die an der Seite entnommen werden, können sortiert und für die Reparatur des inneren Bandes
verwendet werden. Alle Maßnahmen mit behindertengerecht gestaltet und mit entsprechenden technischen Hilfsmitteln ausgestattet werden.
Der neue Bereich der Fußgängerzone zwischen Rhein-Berg-Galerie und Driescher-Kreuz und der völlig intakte und anders gestaltete Bereich vom Konrad-Adenauer-Platz bis zur Buchmühlentraße
werden gereinigt und sollen erst mal so bestehen bleiben.
Für die Bereiche am S-Bahnhof und Poststraße soll eine neue Gestaltung gewählt werden, die sich dem Naturstein-Kunstwerk Fußgängerzone angenehm annähert und dazu passt.
Alle gesunden Bäume sollen erhalten bleiben. An bestimmten Stellen, können kranke Bäume durch neue ersetzt werden. Auch kann man eine Umgestaltung des Grüns am Rand ins Auge fassen.
Da in diesem Vorschlag tatsächlich nur ca. 1/3 der jetzigen Fußgängerzone und saniert und verändert werden muss , bleiben die Kosten überschaubar oder fallen sogar noch niedriger aus, als bisher
vorgeschlagen. Im Nothaushalt ist das durchaus ein stichhaltiges Argument.
Die Kosten sollen zu 90% durch die Fördermittel der Regionale 2010 getragen werden. Da nur eine kleinere Fläche verändert wird bleibt das Kostenrisiko gering.
2. Die große schwarze Betonline:
GROSSE NEUE DUNKLE BETONSTEINE
Der Vorschlag von Bürgermeister Lutz Urbach , der CDU und FDP ist alle Flächen bis auf den Konrad-Adenauer-Platz mit einem dunklen Betonstein zu versehen. Dies umfasst auch die Teile der
Fußgängerzone, die kein Natursteinpflaster haben, völlig sicher und intakt sind oder wie bei der Rhein-Berg-Galerie eigentlich erst kürzlich neu gebaut wurden. Diese Bereiche umfassen
mehr als 2/3 Gesamtfläche (ohne Konrad-Adenauer-Platz) welche eigentlich nicht sanierungsbedürftig sind. Der Teil mit dem Natursteinpflaster umfasst weniger als 1/3 der Fußgängerzone (ohne
Konrad-Adenauer-Platz).
Im gesamten Bereich der Fußgängerzone sollen technische Hilfsmittel für Behinderte eingesetzt werden.
Nach den Vorschlägen aus dem Rathaus sollen alle alten und gesunden Bäume beseitigt und durch neue ersetzt werden. Die Bäume sollen dann nicht so wie jetzt etwas verteilt werden, sondern in
gerader Linie nebeneinander stehen.
Die Kosten sollen zu 90% durch die Fördermittel der Regionale 2010 getragen werden. Das Kostenrisiko ist hier unüberschaubar, denn am Ende kann es deutlich teurer werden. Bisher
wurden nicht alle Fragen eindeutig geklärt.
3. Die kleine helle Betonline:
KLEINE NEUE HELLE BETONSTEINE
Die SPD setzte bisher auf den Vorschlag, die gesamte Fußgängerzone (ohne Konrad-Adenauer-Platz) neu und einheitlich zu gestalten und die jetzige Fußgängerzone zu zerstören. Auch hier soll
Betonstein zum Einsatz kommen, die aber etwas kleiner und damit kostengünstiger sein sollen und deutlich heller sind.
Auch die SPD befürwortet den Einschlag aller Bäume und möchte dafür neue Bäume pflanzen.
Im gesamten Bereich der Fußgängerzone sollen technische Hilfsmittel für Behinderte eingesetzt werden.
Die Kosten sollen zu 90% durch die Fördermittel der Regionale 2010 getragen werden. Durch kleinere Steine und einfachere Technik soll das Kostenrisiko und Folgekosten verringert
werden.
4. Die grüne Natursteinlinie:
NEUES NATURSTEINPFLASTER
Auch die Grünen haben bisher auf den Vorschlag gesetzt, die gesamte Fußgängerzone (ohne Konrad-Adenauer-Platz) neu zu gestalten und das vorhandene beseitigen. Allerdings befürworten die
Grünen reinen Naturstein. z.B.: Grauwacke.
Die Grünen fordern den Erhalt von allen vorhandenen gesunden Bäumen.
Die Kosten sollen zu 90% durch die Fördermittel der Regionale 2010 getragen werden. Über die Finanzierung der zusätzlichen Kosten der deutlich teureren Natursteine gibt es keine
Aussagen.
5. Die “Reparieren-aber-nichts-verändern-Linie!:
ALLES BEIM ALTEN BELASSEN
Für die Variante alles so zu belassen, wie es ist und den mittleren Teil der Fugängerzone sicher und begehbar zu reparieren sprechen sich auch einige Bürgerinnen und Bürger aus. Dabei soll das
jetzige Pflaster so wiederhergestellt werden, wie es ursprünglich geplant war. Bisher hat sich dieser Forderung keiner der politischen Parteien angeschlossen.
Auch die Bäume sollen so bleiben wie sie sind und fehlende Bäume durch neue Bäume ersetzt werden.
Die Kosten für die Reparatur sollen aus Haushaltsmittel kommen.
Fazit:
Nach der Abstimmungsniederlage des Bürgermeisters ist es nun an der Zeit alle Vorschläge neue zu diskutieren. Bisher hatte die Stadtverwaltung andere Ideen abgewiesen und nicht ernsthaft geprüft.
Viele Fragen sind offen geblieben und wurden nicht beantwortet.
Um die Fördermittel der Regionale 2010 zu bekommen muss der Baubeginn des Projektes im Dezember 2011 sein. Eine ausgiebige, gut vorbereitet und zielgerichtete Diskussion sollte bis zum
Sommer zu einer Entscheidung führen, die von möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern in dieser Stadt mitgetragen wird. Dann sind auch die Fördermittel sicher. Alle Parteien im Stadtrat
sollten miteinander reden, um gemeinsam eine gute Lösung zu finden.
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