Offenbar reduziert die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach die Maßnahmen für den Hochwasserschutz auf teuren Kanalbau. Es reicht nicht aus, Niederschlagswasser einfach nur abzuleiten, denn irgendwo
kommt es wieder in einen Vorfluter oder eine an einen Vorfluter angeschlossene Behandlungsanlage. Und am Ende der Kette stehen möglicherweise andere Anwohner, die es dann treffen
kann.
Ein wirksamer Schutz vor Überschwemmungen besteht aus einer Kombination aus technischen Maßnahmen (Kanäle, Rückhaltebecken, Dämme, etc.) und besonders wirksamen natürlichen Rückhalt durch
Pflanzen, Bäume, Boden und natürliche Überflutungsflächen. Doch gerade hier gibt es in Bergisch Gladbach erhebliche Defizite. Statt diese Überflutungsflächen freizuhalten oder neu zu schaffen
wurden in den letzten Jahren Baugenehmigungen durch die Stadt erteilt, die entlang der Bäche dafür gesorgt haben, dass der dortige Boden weiter versiegelt und dem natürlichen Hochwasserschutz
entzogen wurde.
Offensichtlich geht es der Stadt nicht um Hochwasserschutz, sondern um das Abzocken von Gebühren. Wie ist es anders zu erkläre das der Rheinisch-Bergische Kreis eine Hochglanz-broschüre für
„Regenwassernutzungsanlagen“ herausgibt, die das Regenwasser in den eigenen Garten verbringen (und nicht die Kanäle belastet), aber das Abwasserwerk der Stadt Genehmigungen für solche Anlagen
kategorisch ausschließt. Auf Nachfrage liefert die Stadt das vorgeschobene Argument, dass mit diesen Gebühren die Kanäle finanziert werden müssen. Statt aber die Gewinne aus dem Abwasserwerk für
Regenwasserkanäle oder Hochwasserschutz zu verwenden, werden Millionenbeträge (mit Billigung von SPD, CDU, FDP, GRÜNE) aus dem Abwasserwerk in den in den allgemeinen städtischen Haushalt
verschoben.
Genauso wie die Stadt Grundstücke entlang de „Bahndamms“ ankauft, um dort eine Autobahn durch die Stadt bauen zu können (siehe Presseberichte vom 25.2.2013), muss die Stadt entlang der Bäche
und in der Nähe von hochwassergefährdeten Gebieten Grundstücke ankaufen, auf denen ein natürlicher Schutz vor Überschwemmung der Wohn- und Gewerbegebiete möglich ist oder umgesetzt werden kann.
Das Kostenargument zieht hier nicht, denn der Bau und Unterhalt von Kanälen ist ungleich teurer als natürliche Rückhalteflächen bereitzustellen. Wer dafür heute von zu hohen Kosten
spricht, sollte sich die Schäden anschauen, die das Hochwasser nicht nur bei der Stadt verursacht hat, sondern auch und ganz besonders den Schaden der Bürgerinnen und Bürger, die quasi vor dem
Nichts stehen. Ebenso muss der Betrachter die hohen Ausgaben sehen, die in den letzten Jahren in den Kanalbau investiert wurden. Offenbar hat die Fixierung auf den technischen Hochwasserschutz
zwar viele Steuergelder und Gebühren gekostet, war aber nicht ausreichend und überall wirksam. Ob zusätzlich Fehlplanung und/oder mangelhafte Umsetzung dazu kommen bleibt zu klären.
Die für 2014 angekündigte Hochwassergefahrenkarte für Bergisch Gladbach muss ein Umdenken einleiten. Statt weiter blind und wild das Geld der Bürgerinnen und Bürger zu vergraben, brauchen wir ein
gezieltes maßvolles und integriertes Hochwasserschutzkonzept (Kanäle + natürlicher Schutz und Stadtplanung), welches dann auch die Bürgerinnern und Bürger wirksam schützt. Der weiteren
Versiegelung der Flächen muss entgegengewirkt werden und es müssen mehr natürliche Überflutungsflächen geschaffen werden. Hier muss die Stadt nicht nur mehr eigene Flächen entsiegeln, sondern
auch mehr Aufklärungsarbeit bei den Bürgerinnen und Bürgern betreiben.
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