In Bergisch Gladbach fehlen preiswerte Wohnungen. Auch deshalb, weil immer weniger Sozialwohnungen gebaut werden und immer mehr Wohnungen aus der Sozialbindung herausfallen.
In Bergisch Gladbach verhindern die hohen Grundstückspreise mögliche Investitionen in den Bau von öffentlich geförderten Wohnraum, für die nur eine sozial gedeckelte Miete verlangt werden darf.
NRW-Bauminister Michael Groschek hatte die Kommunen in der Vergangenheit immer wieder aufgefordert, gezielt Grundstücke für den geförderten Wohnungsbau bereitzustellen. Diese Aufforderungen sind in Bergisch Gladbach ungehört verhallt. Tatsächlich betreibt die stadteigene Stadtentwicklungsgesellschaft (SEB) eine schamlosen Preispolitik, mit der sie die hohen Grundstückpreise weiter in die Höhe treibt.
So hat die SEB erst letztes Jahr auch ein Grundstück im Randbereich von Refrath zu einem unglaublichen Verkaufspreis von 557 Euro pro Quatradmeter verkauft. Damit stehen SEB und die Stadt Bergisch Gladbach den geldgierigen Immobilienspekulanten in nichts nach, wenn es um die Grundstückwirtschaft geht.
So können weder private Investoren, noch die kommunale Rheinisch Bergische Siedlungsgesellschaft /RBS Grundstücke erwerben, auf denen sie preiswerte Wohnungen errichten können. Angeblich gibt es keine geeigneten Grundstücke dazu in Bergisch Gladbach.
Feigenblatt: Runder Tisch „Bezahlbarer Wohnraum“
Mit der Einrichtung eines Runden Tisches „Bezahlbarer Wohnraum“ verzögert die Stadt Bergisch Gladbach längst mögliche und notwendige Maßnahmen, um den Menschen in ihrer Wohnungsnot zu helfen. Dort wird seit fast einem Jahr freundlich diskutiert, aber es geschieht nichts und es werden auch keine neue Wohnungen gebaut, während nicht nur die Mieten, sondern auch die Nöte der wohnungssuchenden Bergisch Gladbacher Bürger jeden Tag weiter ansteigen.
Gleichzeitig landen immer mehr Menschen in den städtischen Notunterkünften, da sie in Bergisch Gladbach keine bezahlbare Wohnung finden. Diese Unterkünfte sind nicht nur überfüllt, sondern es müssen nun mit hohe Investitionen sogar neue Notunterkünfte gebaut werden.
Notwendig sind mehr Bemühungen, die preiswerten regulären Wohnraum mit Fördermittel des Landes schaffen, damit wohnungssuchende Bürger wieder regulären Wohnungen einziehen können.
Ausweisung von neuem Bauland wird verschleppt
Auch werden lange beschlossene Planungen, die neues Bauland ausweisen sollen, verschleppt. So wollen private Investoren auf den Fläche zwischen Altenberger-Dom-Straße und Zehntweg in Schildgen seit Jahren bauen, doch trotz Beschluss des Stadtrats vor nun acht Jahren wird die Entwicklung eines Bebauungsplan durch die Stadtverwaltung blockiert.
Dieses ist nur ein Beispiel von vielen, denn statt Flächen für Wohnraum bereitzustellen, plant die zuständige Verwaltung immer andere und neue Prestigeprojekte in der Stadtmitte oder sinnlose Gewerbeflächen, die dann doch nicht kommen werden. Dafür ist Zeit, Geld und Personal genug da.
Auch die Stadtentwicklungsgesellschaft SEB beschäftigt sich ausschließlich mit dem Ausverkauf eigener Grundstücke zu möglichst hohen Preisen, mit Wirtschaftsförderung und den Ausbau des Gewerbes. Mit der „Entwicklungen unserer Stadt“ und der Planung von mehr Wohnungen will die SEB anscheinend nichts zu tun haben.
Es gibt geeignete Flächen, auf denen man Wohnungen bauen kann
Auf der Suche nach ungenutzten städtischen Grundstücken, fällt immer wieder der kleine Park an der Parkstraße im Wohnviertel Frankenforst ins Auge. Der „Belgischer Platz“ wird seit Jahrzehnten weder von Spaziergängern noch von Anwohnern genutzt.
Warum auch, denn die Anwohner drumherum haben selbst Terrassen und viel Grün auf ihren großzügigen Gartengrundstücken. Auch Auswärtige nutzen lieber den Wald im nur 50 Meter entfernt gelegenen Naherholungsgebiet Saaler Mühle.
Das mehr als 3.500 m² große Grundstück „Belgischer Platz“ mitten in einem schon vollständig erschlossenen Wohngebiet wäre sehr gut für den Bau von Wohnungen geeignet.
Die Stadt könnte diese Fläche im „Innenbereich“ als günstige Grünfläche an die Rheinisch Bergische Siedlungsgesellschaft /RBS verkaufen. Nach einer Umwandlung in Bauland könnten dort neue
geförderte Wohnungen errichten werden.
Zwar würde sich der Preis des Grundstücks durch die Abgabe aus dem Baulandmanagement nochmal erhöhen, wäre aber immer noch sehr gut für geförderte Wohnungen nutzbar. Mit Fördermitteln des Landes ließe sich ein wirtschaftlich vertretbares und der Umgebung baulich angemessenes Projekt entwickeln. Durch den niedrige Grundstückspreis wäre es auch möglich das Objekt mit weniger Wohneinheiten und in niedriger Bauweise als sonst üblich wirtschaftlich zu gestalten.
Natürlich wäre es sehr schade um die schönen Bäume und deshalb sollte man diese bei der Planung neuer Häuser unbedingt einbeziehen, um möglichst alle Bäume und den Eindruck zu erhalten. Da drumherum hunderte Bäume und ein alter Baumbestand erhalten bleiben würden, wäre der Eingriff in die Umwelt im Wohngebiet Frankenforst gering.
Rücksichtnahme auf alten Baumbestand oder hohe Kaufkraft?
Es ist schon verwunderlich, dass ausgrechnet der „Belgischer Platz”, der sehr gut für eine neue Bebauung geeignet ist, bei allen bisherigen Erwägungen und Planungen für neuen Wohnraum konsequent ausgeblendet wurde. An dem ursprünglichen Charakter der “Villenkolonie Frankenforst” kann es nicht liegen, denn ähnliche Bauten gibt es in unmittelbarer Nähe am Waldgürtel.
Vielleicht hat die Mehrheit im Stadtrat ganz plötzlich ein Herz für den Baumbestand des Parks gefunden oder ist es doch eher eine vorauseilende “Rücksichtnahme” der Politik gegenüber der einflußreichen und kaufkräftigen Nachbar- und Wählerschaft?
Wenn die Stadt und SEB nicht endlich an anderer Stelle noch besser geeignete Grundstücke für preiswerten Wohnraum oder Notunterkünfte findet, so wie es die Landeregierung immer wieder fordert, sollte sie eine Bebauung “Belgischer Platz” nicht weiter mit einem ungläubigen und herablassenden Lächeln verwerfen?
Es ist wieder ein Jahr vergangen, ohne dass man neue preiswerte Wohnungen gebaut oder geplant hat. Stattdesssen diskutiert der Stadtrat Verkehrskreisel, Gewerbegebiete, Parkdecks, Verschiebung von Denkmälern oder neue teure Verschönerungen in der Stadtmitte u.a. Doch es muss unbedingt neuer Wohnraum zu bezahlbaren Mieten her! Die Rheinische-Bergische Siedlungsgesellschaft sollte schnell anfangen, mehr neue geförderte Wohnungen zu bauen.
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