Am Sonntag erreichte mich eine Mail, in der meine Kritik an der städtischen Flüchtlingshilfe im Bürgerportal Bergisch Gladbach (31.10.2014) als "reaktionären neoliberalen Bürgermeisterarschkriechparolen" bezeichnet wird. Im weiteren Verlauf wurden mir noch weitere unschöne Worte, Unterstellungen und Beschimpfungen mitgeteilt. Wer sich eines solchen Vokabulars bedient, sagt mehr über sich als über den anderen.
Dennoch möchte ich klarstellen, dass ich weit davon entfernt bin Bürgermeister Lutz Urbach (CDU) politisch zu unterstützen. Ich glaube aber dem Menschen Lutz Urbach, dass er es ehrlich meint im Umgang mit Flüchtlingen, auch wenn man das Handeln der Stadt mit Nachdruck kritisieren muss. Diese Kritik bringe ich im Interesse der Flüchtlinge sachlich vor und weise inhaltliche Alternativen zu aktuellen städtischen Flüchtlingspolitik auf.
Linke Positionen müssen den Menschen im Auge behalten und dürfen sich nicht in persönlicher Polemik verlieren. Ich weise einen politischen Stil zurück, der Mitmenschen zu Objekten degradiert und persönliche Unterstellungen in den Vordergrund stellt, statt den inhaltlichen Diskurs und sachliche Forderungen.
Im Mittelpunkt einer Flüchtlingspolitik muss die Verbesserung der Lebensverhältnisse stehen. Dabei gibt es verschiedene Ideen und Wege und ich lehne es kategorisch ab, Menschen zu beschimpfen und persönlich anzugreifen, nur weil sie eine andere Weltanschauung als man selbst hat. Dies gilt ausdrücklich auch für den politischen Gegner oder Mitbewerber, denn auch hier stehen Menschen dahinter.
Wer aber meint, dass es wichtiger sei, andere Menschen und sogar die eigenen Genossen anzupöbeln, Ihnen unwahre Dinge zu unterstellen und sie persönlich anzugreifen, ist weit von linker Politik entfernt. Er hat anscheinend nicht nur die programmatischen Ziele der Partei DIE LINKE aus den Augen verloren, sondern auch die notwendige Menschlichkeit, um die es uns gehen muss.
Auch wenn "Gleichgesinnte" es für politisch opportun halten, den "Andersdenkende" öffentlich persönlich zu diffamieren, ist ein solches Vorgehen nicht zu billigen. Insofern werde ich weiterhin die Politik dieser Stadt und die Vorschläge, die von anderen Seiten gemacht werden, mit der gebotenen Sachlichkeit betrachten, und wenn es sein muss auch mit scharfer Kritik belegen.
Bei allen Meinungsverschiedenheiten erwarte ich von meinem Gegenüber eine politische Auseinandersetzung und inhaltliche Gegenrede, statt wilde Beschimpfungen und unsachliche Unterstellungen, wie
ich sie zugesendet bekommen habe. Nur so kann man entweder eine gemeinsame Position erarbeiten oder gegenseitigen Respekt vor der anderen Meinung entwickeln.
Trotz solcher unnötigen Mails und Anfeindungen bleibe ich zuversichtlich, dass es gelingen wird, wieder auf eine inhaltliche und menschliche Ebene zurückzukehren, um eine gemeinsame linke
Kommunalpolitik zu entwickeln.
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Engelbert Manfred Müller (Sonntag, 26 Juni 2016 10:32)
Lieber Tomas, du sprichst mir aus der Seele. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass man durch das menschliche Ernstnehmen von ideologisch ganz anders Gearteten für das, was man für die eigene Sache hält, viel mehr erreichen kann als einfach durch polemische Abgrenzungen. Gerade die Flüchtlingspolitik krankt in der augenblicklichen Situation daran, dass ständig nur in Lagern gedacht und leider auch gehandelt wird, statt die Probleme gemeinsam und rational anzupacken. Was nichts ändert an der Notwendigkeit des kritischen Hinschauens.
Viele Grüße, Manfred