Nicht alles was erlaubt ist, ist auch moralisch richtig. Wenn jetzt bei wichtigen Produkten und Gütern von gestiegenen Preisen die Rede ist, dann wird schnell klar, dass es offenbar eine Menge
Personen gibt, die sich an in der Corona-Krise bereichern wollen.
Doch besonders in Krisen gilt es sich moralisch richtig zu verhalten und nicht alles erlaubte zu tun, auch wenn die kapitalistischen Bedingungen der Marktwirtschaft es ermöglichen.
Nachfrage steigert Profitinteresse
Zentrale Faktoren bei der Preisbildung im Markt sind die tatsächlichen Produktionskosten, Angebot und Nachfrage. Die Produktionskosten haben sich auch in der Krise kaum verändert und auch das
Angebot ist noch vorhanden. Was bleibt ist die gestiegene Nachfrage. Es sind reine Profitinteressen der Hersteller und Händler, welche die Preise bei manchen Produkten in die Höhe treiben, um die
Not und Ängste auszunutzen.
„Moral ist schlecht fürs Geschäft!“
Ganz besondere Zeitgenossen sind Spekulanten, die je nach Krise und Marktlage dort aufspringen, wo es etwas zu holen gibt. Vor der Krise hatten sie nie etwas damit zu tun und wussten auch nichts
darüber, denn vorher waren sie noch bei Aktien oder Immobilien. Doch wenn es nach fetten Renditen stinkt stürzen sie sich wie aasfressende Geier auf alles was nach Blut, Angst und Tot riecht. Sie
werden dann „ganz plötzlich“ auf die großen Gewinnspannen aufmerksam und steigen „völlig uneigennützig“ in die lukrativen Märkte ein. Dabei ist es ihnen egal, worum es geht, denn „Moral ist
schlecht fürs Geschäft“. Das alles ist völlig legal und üblicherweise auch nicht gesellschaftlich geächtet, solange keiner etwas über diese schmutzigen Geschäfte weiß und nur die Gewinne zur
Schau gestellt werden.
Und trotzdem wollen wir alle nicht, dass unsere Unternehmen mit Waren aus Kinderarbeit handeln, die Umwelt vergiften oder das Klima zerstören. Das ist kein esoterisches Gutmenschentum, sondern
Teil unserer alltäglichen humanistischen Moral.
Gute oder schlechte Geschäfte in der Krise
Der Verweis auf einen Textilhersteller, welcher in der Corona-Krise Mundschutzmasken produzieren, einen Autozulieferer, der aktuell Beatmungsgeräte baut, oder ein Plexiglashersteller, der jetzt
Schutzscheiben für den Einzelhandel herstellt, hingt gewaltig. Diese Unternehmen handelten immer schon mit Textilien, Elektronik, Mechanik oder Kunststoff und liefern auch weiter zu angemessenen
Preisen. So auch die Schnapsdestille, die ihre Produktion von Gin auf preiswertes Desinfektionsmittel umstellt, um ihre laufenden Kosten in der Krise zu decken, denn ihren Schnaps können sie zur
Zeit nicht an die Gastronomie verkaufen.
Es ist nicht unmoralisch jetzt mit Toilettenpapier zu handeln, denn niemand infiziert sich mit Viren oder stirbt an Lungenversagen, wenn es kein Toilettenpapier geben sollte. Hier hat der große
Nachfrageeffekt keine preissteigernde Wirkung von mehr als 300%. Die Spekulanten wissen sehr genau, dass die Angst vor Infektion wie ein Turbobooster für die Preistreiber wirkt.
Gierige und unsoziale Spekulanten, die in der Krise bei lebenswichtigen Dingen mit überhöhten Preisen abräumen wollen, um damit ihre Konten zu füllen, haben die Moral von Waffen- oder
Drogenhändlern. Waffenhändler liefern ihren Waffen ganz legal in ein Kriegsgebiet, weil da ja Bedarf besteht. Im Kapitalismus ist das erlaubt, doch moralisch bewegt man sich damit auf dem Niveau
von Drogenhändlern, die die Abhängigkeit ihrer Opfer schamlos ausnutzen, um ihre Taschen mit Geld zu füllen. Sicher besteht ein Unterschied zwischen legal und illegal, doch moralisch gibt es
diesen nicht.
Es gab auch mal Zeiten, in denen der Handel mit Sklaven legal war und nur von den Kirchen und Humanisten verurteilt wurde. Die Legalität machte das Unrecht der Sklavenhändler und deren moralische
Schuld nicht besser. Ähnlich verhält es sich mit Händlern, die in Nazideutschland Immobilien oder Kunst zu absoluten Niedrigpreise aufgekauft haben, damit die jüdischen Vorbesitzer ihre Flucht
vor den faschistischen Mördern bezahlen konnten. Nach dem Krieg haben sich manche sogar noch gebrüstet, dass sie ihren „jüdischen“ Freunden angeblich geholfen hätten. Warum haben sie dann nicht
einen ordentlichen Preis bezahlt? Oder warum haben sie den in notgeratenen Menschen nicht uneigennützig und ohne eigene Profitinteressen geholfen?
Es ist zum Glück nicht so, dass „jeder Selbständiger das macht“, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt. Es gibt noch Moral. Manche Menschen haben mehr und manche weniger davon.
Wir haben die Freiheit moralisch richtig zu handeln.
Wir können uns selbst entscheiden, wie und was wir tun und wie und was wir nicht tun. Wir müssen immer prüfen, welche Folgen bestimmtes Handeln hat und ob diese Folgen erwünscht oder nicht
erwünscht sind.
Menschen, denen es an Ethik und Moral mangelt, qualifizieren sich möglicherweise als aasfressende und gierige Spekulanten, wenn sie ihre Profitinteressen vor die Interessen der des Gemeinwohls
stellen, aber sie eignen sich nicht als Politikerinnen und Politiker. Denn Ziel und Sinn von Politik ist es immer, moralisch zu sein.
Diesen moralischen Imperativ erwarten wir nicht nur von Politikerinnen und Politikern, sondern auch von Unternehmen, Selbstständigen und Freiberuflern. Diese können selbst entscheiden, was sie
produzieren, mit was sie handeln und an wen sie was zu welchen Preisen verkaufen.
Und es ist auch unsere Entscheidungen mit welchen Menschen mit welcher Moral wir uns abgeben und mit wem wir zusammenarbeiten.
Ich habe mich entschieden und will mit unmoralischen Unternehmen, unsozialen Selbstständigen und menschenfeindlichen Politikern nichts zu tun haben! - Ich bleibe
Mensch!
„In der Krise zeigt sich der Charakter“
(Zitat: Helmut Schmidt - Ehemaliger Bundeskanzler)
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Andrea (Dienstag, 31 März 2020 15:00)
Lieber Tomas ,du hast in allen Punkten recht . Wir müssen schauen ,dass wir solche Menschen und Firmen mit Verachtung strafen.
Ab jetzt stehen die drei Streifen von ADIDAS für :
INAKZEPTABEL
UNANSTÄNDIG und
ASOZIAL